4. BEWUSSTES LÄCHELN

 


Bewusstes Lächeln

Wenn wir uns mit netten Leuten unterhalten oder uns über etwas amüsieren, schüttet das Gehirn Glückshormone aus. Diese bewirken dann, dass wir lächeln.

Das funktionier auch auf dem umgekehrten Wege: wenn wir bewusst lächeln, aktivieren wir entsprechende Gesichtsmuskeln, was dem Gehirn signalisiert: wir sind glücklich. Als Reaktion darauf schüttet das Gehirn Glückshormone aus, was bewirkt, dass wir uns tatsächlich glücklicher fühlen.

Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh empfiehlt, während der Meditation zu lächeln. Wir müssen dabei keine breite Grimmasse ziehen. Es reicht, wenn wir das Lächeln leicht in unseren Mundwinkeln spüren.

Lächeln wir während der Meditation, bereitet uns diese nicht nur mehr Freude, sie wird sogar effektiver, weil wir bei dem, was uns Freude bereitet, automatisch intrinsische Motivation entwickeln und dadurch achtsamer werden.

Sie können das bewusste Lächeln auch in Ihren Alltag integrieren, zum Beispiel beim Autofahren, wenn Sie sich einen Kaffee kochen, oder einen amüsanten Film ansehen. Sie werden merken, dass Sie wie von allein mehr Freude bei Ihren Tätigkeiten empfinden werden.

Vielleicht ist es für Sie hilfreich, wenn Sie zum Einstieg eines Lächelns (oder auch zwischendurch zur Erinnerung) ein passendes Mantra im Geiste aufsagen, zum Beispiel "einfach lächeln" (Einatmen: "einfach", Ausatmen: "lächeln"). Unser Gehirn ist bestrebt, das, was wir denken, in die Realität umzusetzen. 

Auch eine aufrechte Körperhaltung wirkt sich positiv auf unseren Gemütszustand aus, eine gekrümmte Haltung negativ. Das geschieht, weil durch die Körperhaltung automatisch die Ausschüttung entsprechender Botenstoffe angeregt wird. Daher macht es Sinn bei der Meditation (aber auch im Alltag) eine aufrechte Haltung einzunehmen. (siehe Kapitel 2 "Die Sitzmeditation - Zazen")

In der allgemeinen Psychologie nennt man die Wirkung des eigenen Ausdrucksverhaltens auf das eigene Wohlbefinden Feedback

Wichtig: Lächeln Sie nicht um jeden Preis. Wenn Sie lächeln, obwohl es Ihnen gerade absolut gegen den Strich geht, beispielsweise, weil Sie sich soeben furchtbar über jemanden ärgern, ist das auf Dauer eher ungesund. Es kann in der Regel durchaus sinnvoll sein, der Umwelt zu signalisieren, dass einen etwas ärgert. Eine entsprechende Mimik ist authentisch und macht Ihre Kritik an dem Ärgernis glaubwürdiger und hilft, ihren Standpunkt deutlich und unmissverständlich rüberzubringen. Wie in allen Dingen des Lebens ist es auch in Bezug auf das bewusste Lächeln wichtig, einen gesunden Weg der Mitte zu gehen, anstatt in einseitige Extreme zu verfallen.

Übung: Das bewusste Lächeln einmal für einige Sekunden üben.

Siehe zum Thema Lächeln auch die aufgeführten Links im Kapitel "Buchtipps und Links".

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Bewusst lächeln

In einem kleinen Zen-Kloster tief in den Bergen lebte ein weiser alter Mönch namens Roshi. Eines Tages kam ein junger Schüler, Satoshi, zu ihm und sagte: „Meister Roshi, ich habe alles über Meditation, Achtsamkeit und die Lehren Buddhas gelernt. Doch ich fühle immer noch eine tiefe Unruhe in mir. Was fehlt mir noch?“

Roshi lächelte sanft und antwortete: „Satoshi, ich möchte, dass du eine Woche lang eine einfache Übung machst. Egal was passiert, lächle bewusst.“

Satoshi war überrascht über die Einfachheit dieser Aufgabe, aber er vertraute Roshi und begann sofort. Am ersten Tag fiel es ihm leicht. Er lächelte, wenn er seine Arbeiten im Kloster erledigte, und bemerkte, dass seine Mitmönche oft mit einem Lächeln antworteten.

Am zweiten Tag, als Satoshi Feuerholz sammelte, stieß er auf einen Dorfbewohner, der ihn grob ansprach. Satoshis erster Impuls war, verärgert zu reagieren, aber er erinnerte sich an Roshis Worte und lächelte bewusst. Der Dorfbewohner hielt inne, als ob er von diesem Lächeln überrascht und beruhigt wäre, und seine Haltung änderte sich. Er entschuldigte sich für seine Grobheit und ging weiter.

Im Laufe der Woche bemerkte Satoshi, dass sich seine Welt zu verändern begann. Das bewusste Lächeln brachte ihm innere Ruhe, selbst in schwierigen Situationen. Eines Abends, nach einem langen Tag harter Arbeit, fühlte er eine tiefe Erschöpfung, doch er setzte sich hin, schloss die Augen und lächelte. Eine warme Welle des Friedens durchströmte ihn, und die Müdigkeit schwand.

Am Ende der Woche ging Satoshi zu Roshi und verneigte sich tief. „Meister, ich verstehe jetzt. Das bewusste Lächeln hat mir gezeigt, wie ich Frieden in mir selbst und in meiner Umgebung schaffen kann.“

Roshi nickte weise. „Satoshi, das Lächeln ist ein Tor. Es öffnet dein Herz und lässt dich die wahre Natur des Lebens erfahren. Es ist nicht nur eine Geste des Wohlwollens gegenüber anderen, sondern auch eine tiefe Achtsamkeit und Liebe zu dir selbst.“

Von diesem Tag an trug Satoshi das Lächeln in seinem Herzen und verbreitete den Frieden, den er gefunden hatte, durch jedes bewusste Lächeln, das er schenkte.




Sowohl als auch

Es war einmal ein Zen-Meister namens Hoshi, der in einem kleinen Kloster hoch oben in den Bergen lebte. Die Schüler kamen von weit her, um von seiner Weisheit zu lernen und innere Ruhe zu finden. Eines Tages kam ein neuer Schüler, Yuki, ins Kloster. Er war bekannt für sein strahlendes Lächeln, das nie von seinem Gesicht wich.

Yuki fragte den Meister: "Meister Hoshi, ich habe gelernt, dass ein Lächeln Frieden und Freude bringt. Ist es nicht die beste Praxis, immer zu lächeln, egal was passiert?"

Meister Hoshi nickte und sagte: "Ein Lächeln kann ein mächtiges Werkzeug sein. Es öffnet Herzen und schafft Verbindungen."

Eines Tages kamen Dorfbewohner zum Kloster, um Hoshi um Hilfe zu bitten. Ein wilder Hund terrorisierte ihr Dorf und machte die Straßen unsicher. Der Meister und Yuki gingen hinunter, um das Problem zu lösen. Als sie ankamen, lächelte Yuki dem Hund entgegen, in der Hoffnung, ihn zu beruhigen. Doch der Hund knurrte nur lauter und sprang auf ihn zu. Hoshi trat dazwischen, sein Gesicht ernst und bestimmt, und der Hund wich zurück.

Nachdem sie die Situation unter Kontrolle gebracht hatten, wandten sich die Dorfbewohner dankbar an den Meister. Auf dem Rückweg fragte Yuki: "Meister, warum hat mein Lächeln den Hund nicht beruhigt?"

Hoshi antwortete: "Ein Lächeln ist wertvoll, wenn es von Herzen kommt und in der richtigen Situation eingesetzt wird. Aber es gibt Momente, in denen ein Lächeln fehl am Platz ist. Authentizität und angemessenes Verhalten sind ebenso wichtig."

Einige Tage später sah Yuki, wie ein Mitbruder, Taro, beim Meditieren kämpfte. Yuki ging zu ihm und lächelte ermutigend. Taro erwiderte das Lächeln und entspannte sich, fand wieder in seine Meditation zurück. Hoshi, der dies beobachtete, lächelte selbst leicht.

Später erklärte der Meister: "Ein Lächeln kann heilen und unterstützen, doch wenn wir unsere wahren Gefühle unterdrücken und stets lächeln, schaden wir uns selbst. Manchmal müssen wir authentisch sein, auch wenn das bedeutet, ernst oder verärgert zu erscheinen."

Yuki verstand nun: Ein bewusstes Lächeln konnte Frieden bringen, doch es war ebenso wichtig, seine wahren Gefühle zu erkennen und entsprechend zu handeln. So lernte er, dass Weisheit darin liegt, das rechte Maß zu finden und in jeder Situation authentisch zu bleiben.





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1. WAS BRINGT MIR MEDITATION?

7. BUCHTIPPS UND LINKS